Kretschmer 2019 3

"Intelligenz ist keine Frage von Postleitzahlen"

Im Interview mit dem SPIEGEL verteidigt Michael Kretschmer den ländlichen Raum und stellt sich gegen die Forderung, das Land zu Gunsten der Stadt aufzugeben.

"Ich vertrete seit nunmehr dreißig Jahren die Meinung, dass wir ländliche Regionen stützen müssen“, erklärt Michael Kretschmer. "Ich komme selbst aus einer, das werde ich nicht ändern." Der Ministerpräsident tritt damit Empfehlungen des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle entschieden entgegen, ländliche Gebiete nicht mehr weiter zu fördern.

Die Grundlage unserer Politik sei das im Grundgesetz verankerte Ziel gleichwertiger Lebensverhältnisse. Für Michael Kretschmer ist klar, dass Intelligenz sich nicht nach Postleizahlen richtet. „Wir haben im Erzgebirge Menschen, die international wettbewerbsfähige 3-D-Akustik entwickeln, in der Lausitz wohnen Menschen mit neuen Ideen für die Bio-Ökonomie.“

Der Ministerpräsident macht deutlich: Die Politik könne den Menschen nicht vorschreiben, wo sie zu leben haben. Dazu gebe es auch gar keinen Grund.

„Die Oberlausitz oder das Erzgebirge haben eine höhere Lebensqualität als Dortmund oder Berlin-Kreuzberg.“

Ministerpräsident Michael Kretschmer, Landesvorsitzender der Sächsischen Union

Der Ratschlag der Forscher aus Halle vergesse, so Kretschmer, dass die Konzentration in den Städten doppelte Kosten verursache. "Wir müssten den Neubau in den Ballungszentren finanzieren und den Rückbau in den ländlichen Räumen. Tatsächlich sind die Grenzen des Wachstums in den Metropolen längst erreicht, wie man in Frankfurt am Main, München, Hamburg und Düsseldorf sieht. Warum sollen wir die Fehler des Westens wiederholen? Wir haben stattdessen in Infrastruktur investiert, um die Ballungszentren mit dem ländlichen Raum zu verbinden", macht der CDU-Landeschef klar.

"Überteuerte Metropolen wie im Westen brauchen wir nicht."

Ministerpräsident Michael Kretschmer, Landesvorsitzender der Sächsischen Union